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27. April 2008 Zweite XENOPHON Fachtagung mit Dr. Gerd Heuschmann in Ihringen 70 Teilnehmer nahmen am 27. April 2008 die Chance war, den bekannten Buchautor Dr. Gerd Heuschmann auf der Reitanlage des Reit- und Fahrsportvereins Ihringen live zu erleben: Unter dem Titel „Die Biomechanik des Pferdes. Der Körperbau des Pferdes erklärt seinen Ausbildungsweg“ hielt Heuschmann am Vormittag einen dreistündigen Vortrag, bei dem es keine Minute langweilig war. Neben den Fakten – Heuschmann erklärte detailliert und äußerst anschaulich, was mit der Muskulatur, dem Bandapparat und dem Skelett eines gerittenen Pferdes geschieht - gab der Tierarzt und Bereiter zahlreiche anschauliche Beispiele und Anekdoten aus seiner beruflichen Tätigkeit zum besten. Heuschmanns fachliche Kompetenz ist enorm: Der 49jährige ist Pferdewirt Schwerpunkt Reiten und schloss seine Ausbildung an der Deutschen Reit-schule in Warendorf mit der Stensbeck-Plakette ab. Anschließend studierte er Veterinär-medizin und wurde Fachtierarzt für Pferde. Seit 1998 unterrichtet er an der Deutschen Reitschule in Warendorf die angehenden Pferdewirte und Pferde-wirtschaftsmeister. Das Unterrichtsfach „Veterinärkunde“ konzipierte er dabei neu zur „funktionalen Anatomie des Reitpferdes". Aus der großen Resonanz dieses Unterrichts, zu dem zeitweise sogar die Trainer erschienen, entwickelte sich Heuschmanns inzwischen internationale Vortrags- und Seminartätigkeit Wie bereits in seinem gerade neu aufgelegten Buch „Finger in der Wunde“ kritisierte Heuschmann auch während des Seminars offen Fehlentwicklungen im Dressursport: Viele Aktive verließen den klassischen Ausbildungswege zugunsten schneller Erfolge; bei Auktionen und Turnieren würden spektakuläre, aber verspannte Trabverstärkung mit weggedrücktem Rücken und ohne aktives Hinterbein viel zu hoch bewertet. Die Verantwortung dafür sucht Heuschmann nicht nur bei den Reitern, Richtern, Trainern, Züchtern und Verbänden: Eindringlich forderte er die Teilnehmer des Seminars auf, nicht darauf zu warten, dass „die anderen“ oder „die da oben“ etwas verändern: Nur wenn die breite Basis, die Öffentlichkeit Druck ausübe - beispielsweise in dem das Publikum bei einem entsprechenden Ritt auf einem Turnier in Scharen die Ränge verlassen würden - könne sich etwas ändern. Als kleines Schmankerl zeigte Heuschmann die ersten 18 Sekunden eines Videoprojekts, bei dem mit aufwendiger Tricktechnick sichtbar gemacht wird, was im Körper des Pferdes in der Bewegung geschieht. Schon diese kurze Sequenz veranschaulichte hervorragend, welchen Einfluss die Kopf- Hals-Position auf die Hinterhand des Pferdes hat. Man darf gespannt sein auf das fertige Ergebnis. Am Nachmittag hatten 10 Teilnehmerinnen die Gelegenheit, in einer jeweils halbstündigen Unterrichtseinheit das am Morgen Gehörte umzusetzen. Vor allem Warmblüter - vom gerade angerittenen Jungpferd bis hin zur 17jährigen Vielseitigkeitsstute - waren dabei; ein Ponyhengst und ein Friese brachten Abwechslung ins Teilnehmer-feld. Heuschmann setzte sich bei jedem Pferd selbst in den Sattel, um besser spüren zu können, wo die Probleme bei dem jeweiligen Tier lagen und um seiner Reiterin besser zeigen zu können, wie dem abzuhelfen ist. Bei fast allen Paaren war das das Hauptthema zunächst, eine gute Dehnungshaltung zu erarbeiten. Heuschmann ließ dazu die Pferde immer wieder seitwärts übertreten, eine Praxis, die er im Vortrag zuvor erläutert hatte. Angeregt durch die iberisch-barocke Reitweise hat er in den letzten Jahren festgestellt, dass dieses Übertreten im Schritt hervorragend dazu geeignet ist, den Rücken des Pferdes zu lösen. Wie effektiv diese Methode ist, konnten die Zuschauer im Praxisteil mehrfach erleben. Um die Bewegungen der Halswirbelsäule und der Hanken zu veranschaulichen, wurde Elke Trümners Ponyhengst entsprechend bemalt. Voraussichtlich wird Heuschmann im November dieses Jahres wieder nach Ihringen kommen, dann gleich für drei Tage. Wer diesmal die Chance verpasst hat, sollte dann unbedingt dabei sein! Text und Fotos: Franziska Löffler
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