27. April 2008
Zweite XENOPHON Fachtagung mit Dr. Gerd Heuschmann in Ihringen
Fritz Stahlecker präsentierte seine Hand-Sattel-Hand Methode in Ihringen
.
Wieder hat XENOPHON-Trainerin Elke Trümner einen namhaften Referenten nach Ihringen geholt:
Fritz Stahlecker stellte seine Hand-Sattel-Hand Methode in einem Ein-Tages-Seminar am 7.
September 2008 in Praxis und Theorie vor. 70 Teilnehmer nutzten die Chance, den bereits über
80jährigen live zu erleben.
Fritz Stahlecker, der sich seit seiner Kindheit mit Pferden beschäftigt, ist durch und durch
Pferdemensch und seine Begeisterung und Leidenschaft für die Pferdeausbildung ist ansteckend. So
ließ er es sich nicht nehmen, im praktischen Teil am Vormittag mehrfach selbst die Zügel in die Hand
zu nehmen, um den Teilnehmern auf die Sprünge zu helfen.
In der Handarbeit vorgestellt wurden insgesamt fünf Pferde: Elke Trümner, die selbst seit etwa drei
Monaten nach Stahleckers Methode arbeitet, nahm mit ihrem 9jährigen Ponyhengst sowie einem
11jährigen Oldenburger teil. Beide Pferde beherrschen das geschlossene Anhalten und Stehen, das
zu den ersten Übungen der Methode gehört, schon sicher. Der Oldenburger zeigte bereits Traversalen
in korrekter Längsbiegung und erste Ansätze zur Piaffe.
Die Besitzerin einer 6jährige Friesenstute hatte bereits zuvor Unterricht bei Stahlecker gehabt und
zeigte ebenfalls fortgeschrittene Übungen wie spanischen Schritt und erste Ansätze zur Traversale.
Weitere Teilnehmer des Praxisteils waren eine 7jährige Warmblutstute und ein 9jähriger Lusitano, die
beide erst seit kurzem nach Stahleckers System gearbeitet werden. So konnten die Zuschauer
verfolgen, wie mit dieser Arbeit begonnen wird und welches die ersten Übungen sind.
Vielen ist Fritz Stahlecker als Buchautor, aus der Fachpresse
und von seinen Lehrfilmen bekannt. Inspiriert von der
französischen Reitlehre mit ihrem Ideal der „Légerété“
entwickelte er ein System, bei dem das Pferd zunächst an der
Hand weit ausgebildet wird – bis hin zu Piaffe und Passage.
Erst vierjährig werden die Pferde dann eingeritten und sind
aufgrund der guten Vorbereitung von Anfang an in der Lage,
den Reiter ausbalanciert zu tragen, ohne Spannungen
aufzubauen.
Zusätzliche Bekanntheit erreichte der Ausbilder, seit dem
Gestütsleiterin Dr. Astrid von Velsen-Zerweck ihn im
vergangenen Jahr an das Haupt- und Landgestüt Marbach
holte: In einem Projekt werden dort derzeit sechs
Dressurpferde über etwa 15 Monate nach Stahleckers Methode
ausgebildet und kommen im Frühjahr 2009 zur Auktion.
Interessant wird der Vergleich mit sechs weiteren Pferden, die
parallel dazu nach der herkömmlichen Marbacher Methode
eingeritten und dann bei der gleichen Auktion angeboten
werden.
In seinem Vortrag am Nachmittag erzählte Stahlecker immer wieder von „seinen Marbachern“ und wie
seine Methode dort angenommen wird. Selbst wenn am Ende nur weniges davon in das dortige
Standardprogramm aufgenommen würde – beispielsweise dass nicht mehr an der Trense sondern am
Kappzaum anlongiert würde – sei viel für das Wohl der Pferde gewonnen.
Und das Wohl der Pferde ist es, das Stahlecker am Herzen liegt – das wurde immer wieder deutlich:
Das Label „gewaltfrei“, mit dem er seine Arbeit versieht, ist keine leere Phrase. Ständig ist Stahlecker
bemüht, beispielsweise durch noch weichere Polsterung des Kappzaums oder ein noch günstiger
geformtes Gebiss den Pferden die Arbeit so angenehm und schmerzfrei wie möglich zu machen. Sein
oberstes Ziel ist eine möglichst pferdeschonende und von Leichtigkeit geprägte Ausbildung mit
motivierten Pferden. Reitkunst ist für Stahlecker, was ästhetisch aussieht und wo Harmonie besteht –
und dies könne man niemals mit Gewalt erreichen.
Viele Seminar-Teilnehmer nutzten die Diskussion, um ihren Unmut über die Dressurszene und die
Misstände auf Turnieren loszuwerden.
Stahlecker ermutigte alle Turnierreiter dazu, sich nicht aus Frust zurückzuziehen und damit den
Grobianen das Feld zu überlassen, sondern Dressur nach klassischen Grundsätzen auch weiterhin
öffentlich zu zeigen – auch wenn das nicht immer zu Platzierungen führe.
Wer das Seminar diesmal verpasst hat: Fritz Stahlecker wird voraussichtlich im Frühjahr 2009 wieder
in Ihringen sein.
Text und Fotos: Franziska Löffler